Sie gehen dort hin. Ich gehe dort
hin. Tagtäglich! Ja, wir alle müssen es. Im wahrsten Sinne des Wortes...
Wie kommt es also, dass es beim Thema „stilles Örtchen“ tatsächlich recht still wird? Dabei geht es doch um ein urmenschliches Grundbedürfnis, dem sich niemand entziehen kann. Im Durchschnitt befindet sich der Mensch drei Jahre seines Lebens auf dem WC und tatsächlich haben 2,6 Milliarden – das sind zwei von fünf
Menschen weltweit – keinen Zugang zu einer eigenen Toilette. Unvorstellbar!
Nur Wenige machen sich Gedanken darüber und in den seltensten Fällen ist der Gang zur Bedürfnisanstalt ein nach außen kommunizierter Vorgang. Damit ist jetzt Schluss!
„Klobalisierung“ macht in zwei Büchern darauf aufmerksam, dass es ein langer, oft geruchsintensiver Weg bis zum heutigen WC war. Von der Toilette als Mittel zum Zweck, bis hin zu ihrer sozioökonomischen Bedeutung. So international die Abkürzung „00“ ist, so unterschiedlich kann es von Land zu Land zugehen – am Ort des Geschehens!
„Klobalisierung – Historisches, Anektodisches & Technisches zu einem Tabuthema“ in den Medien:
re>flex - Studentisches Kulturmagazin / Juni 2011
Nürnberger Nachrichten /
Montag 19. November 2012/ Seite 35 Sondereinleger "mehr Nürnberg"
Im Interview am 19.11.2012 bereits bei folgenden Radiosendern:
Die Entwicklung der uns bekannten Toilette wird von einer langen Geschichte getragen.
Die Anfänge der heutigen Toilettenkultur reichen bis nach Mesopotamien und den Induskulturen zurück. Jede Hochkultur hatte seine ganz eigene Idee von der Abwasserbeseitigung. Man kann sagen, dass sich nicht zuletzt die Entwicklung einer Kultur durch die Technik der Abwasserbeseitigung definiert.
Es gab verschiedene Ansätze wie man mit der Notdurft umging. Früher schämte man sich jedenfalls nicht.
Die Römer hatten extra eine Schutzgöttin („Venus Cloacina“), welche die „Cloaca Maxima“ (Kloake) bewachen sollte. Auf den Latrinen im alten Rom wurden sogar wichtige Geschäfte geschlossen, woher der Ausspruch sein „Geschäft machen“ zurückzuführen ist. Ein geselliges Beisammensein herrschte auch in Frankreich bei Sonnenkönig Ludwig XIV., der angeblich einmal seine Gäste thronend auf einem sogenannten „Leibstuhl“ zu den duftesten Festen empfangen hatte.
Das Geschäft mit dem Geschäft gibt es lange. Geld verdienen dank eines Grundbedürfnises.
Kaiser Vespasian erhob in Rom eine Latrinensteuer, weil z.B. Gerber den Urin abholten, um ihr Leder weich zu machen. Zu dieser Zeit prägte sich der Ausspruch „Geld stinkt nicht“, was sich auch George Jennings auf der Weltausstellung 1851 „The Great Exhibition“ dachte und Geld für seine Bedürfnisanstalt verlangte.
Etliche Erfinder tüftelten
an dem Objekt, welches
heute als Mittel zum Zweck verkommen ist.
Alexander Cumming erhielt 1775 das Wasserklosett-Patent, indem er das von Sir John Harrington (1596) in Vergessenheit geratene Wasserklosett revitalisierte. Der US Soldat Fred Edwards konnte es nicht glauben, dass um 1970 in Deutschland noch sogenannte „Plumpsklos“ existierten und entwickelte 1973 die erste mobile, wasserunabhängige Toilette: das DIXI!
Wie funktioniert eigentlich die Toilette im Flugzeug, Zug, Bus oder sogar im Weltall?
Es gibt von Kaskaden-, Flach-, oder Tiefspülern bis hin zur Hocktoilette (wie man sie z.B. in vielen asiatischen Ländern findet), noch etliche Abwandlungen. Wie soll es zum Beispiel auf dem Mond funktionieren, wenn man einmal muss?
Sie ist überall! Die Toilette als ein tragendes Stilelement in Film, Kunst und auch in der Literatur.
So begründete Marcel Duchamp mit seinem Werk „Fountain“ („readymade“) eine neue Epoche in der Kunst. Für den Wiener Künstler Friedensreich Hundertwasser wurde extra ein WC in Kawakawa (Nordinsel Neuseelands) gebaut. Im Film „Trainspotting“ wird in einer Toilette abgetaucht und in Hitchcock Filmen ist sie ein Ort des Schreckens. Goethe, Schiller oder Brecht dichteten über sie und sogar auf ihr.
Die Fotostrecke zeigt die facettenreichsten WCs aus den unterschiedlichsten Ländern und Kulturen.
Jeder Kontinent hat verschiedene religiöse, kulturelle und technische Voraussetzungen, die das Aussehen und den Ablauf ihrer Benutzung bestimmen. Das bautechnische Vermächtnis etlicher Nationen, wird an Hand von Erfahrungen ihrer Benutzer beschrieben. Ein Schwenk aus dem Leben mit kleinen Tipps.
Selbst auf einem Kontinent gibt es enorme Gegensätze der Toilettenkultur bezüglich der Bauart und Gestaltung.
Das größte Kapitel der Fotostrecke dokumentiert unterschiedliche, oft einfallsreiche Anstalten des afrikanischen Kontinents. Oftmals ist Erfindertum gefragt, wie z.B. auf dem Mount Kenya auf 4300 m Höhe. Da wo man es nicht vermuten würde, erblitzt plötzlich eine Wellblechtoilette eingebettet in die umliegende Natur.
Manchmal sagen Bilder mehr als tausend Worte. Eine Reise durch die Welt der Toilette.
Die Fotostrecke soll nicht werten, sondern offenbart Beispiele des stillen Örtchens aus vielen Nationen. Man erhält z.B. wertvolle Informationen für seinen nächsten Urlaub. Denn egal wohin Sie verreisen, vielleicht denken Sie beim Besuch eines stillen Örtchens genau an diese Diplomarbeit...